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Emder Hafen (14)

Wir sind 3 Schüler vom Johannes-Althusius-Gymnasium Emden, dieser Text entstand im Kontext unseres Geschichte-Leistungskurses. Im folgenden Text geht es um die Geschichte des Emder Hafens. Der Hafen spielt für die Demokratie in Emden eine sehr wichtige Rolle, da er schon sehr lange die Basis für den größten Teil der Emder Wirtschaft darstellt. Dementsprechend ist der Hafen die Grundlage für die Emder Bevölkerung. Die Emder Demokratie bezieht somit den Großteil ihrer Mitglieder und auch einen nicht zu verachtenden Teil ihrer finanziellen Möglichkeiten vom Hafen und allem, was sich deswegen in Emden angesiedelt hat.

Die Geschichte des Emder Hafens


Der Emder Hafen war schon immer essentiell für die Stadt Emden und deren Entstehung und Blüte. Hier soll die Entwicklung des Hafens und Emdens, der gegenwärtige Stand und im Besonderen die der Nordseewerke beleuchtet werden, gegliedert in damals, gestern und heute.

DAMALS:
Schon in der Antike existierte auf dem Stadtgebiet Emdens an einem Nebenarm der Ems, lat. Amisia, ein kleines Dorf. Anfang des Mittelalters entwickelte sich aus dem kleinen Dorf eine stetig wachsende Handelssiedlung. Schon bald erhielt Emden das Stapelrecht, was bedeutet, dass alle Schiffe, die die Ems flussauf- oder abwärts befahren, ihre Waren verpflichtend in Emden anbieten müssen.
Die Siedlung wuchs immer weiter und gegen Ende des Mittelalters war Emden die größte Hafenstadt Nordwesteuropas. Befeuert wurde dieses Wachstum durch den niederländischen Unabhängigkeitskrieg, den Achtzigjährigen Krieg, der Kriegsflüchtlinge und religiöse Vertriebene nach Emden brachte. 1595 war Emden so weit erstarkt, dass es sich, mit niederländischer Unterstützung, von der Herrschaft der ostfriesischen Grafen befreite und quasi autonom wurde. Die Emder Handelsflotte umfasste zu diesem Zeitpunkt um die 600 Schiffe, für damalige
Verhältnisse für nur eine Stadt sehr beachtlich.
In den folgenden 150 Jahren setzte in Emden größtenteils dien Stagnation ein. Als die Herrscherlinie des Königreichs Hannover ausstarb und das Fürstentum an Preußen fiel, wurde auch Emdens Unabhängigkeit rückgängig gemacht. Die neuen preußischen Herrscher machten den Emder Hafen zu einem Freihafen, wo keine Zölle etc. Erhoben werden konnten, damit ist Emden einer der ältesten der Welt. Außerdem wurde die Emder Ostasiatischen Handelskompanie
gegründet, die ab 1751 in See stach, unter anderem nach Kanton, heute Hong Kong, wo Güter wie Tee gekauft wurden, damals ein absolutes Luxusgut. Einen kleinen Aufschwung erlebte der Hafen ab dem Jahr 1799, als Preußen als neutrale Macht zwischen den sich bekriegenden Konfliktparteien der napoleonischen Kriege stand. Allerdings wurde Emden nach dem Tilsiter Frieden an das Königreich Holland abgetreten. Die neue Regierung machte das Freihafen-, das
Stapel- und Zollrecht für die Ems abfahrende Schiffen. Von nun an stand Emden im Wettstreit mit Lehr und Papenburg und die Relevanz des Hafens erfuhr einen rapiden Rückgang. Emden wurde im Zuge des Wiener Kongresses wieder dem Königreich Hannover zugesprochen. Obwohl der Emder Hafen Anfang des 19. Jahrhunderts stark unter dem Verlust der Monopolstellung litt, erhielt die Industrialisierung, wenn auch schleppend, Einzug in Emden. Erste
Dampfschiffe liefen im Emder Hafen ein. Die erste Eisenbahnverbindung Emdens wurde gebaut: Von Emden nach Rheine und später auch Münster, ein sehr wichtiger Grundstein für die spätere Entwicklung der Industrialisierung. Auch ein Gaswerk und erste Gaslaternen auf den Straßen Emdens wurden installiert, Vorboten dessen, was mit der großflächigen Industrialisierung Deutschlands folgen sollte.
Nach der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen und der späteren Gründung des Deutsch Reiches begann ein großer Aufschwung in Emden: Emden wurde zum Hafen des Ruhrgebiets, elementare Bestandteile dessen waren der Ausbau der Eisenbahnverbindungen und der Bau des Ems-Dortmund-Kanals und des Ems-Jade-Kanals. Emden und besonders der Hafen wuchsen rasch, was auch sehr gut zur Linie des Kaiserreiches passte: man wollte unabhängig von
anderen Nationen sein, und da war eine Alternative zur niederländischen Rheinmündung natürlich sehr willkommen. Durch die sich verstärkt am Hafen ansiedelnde Industrie mit großen Belegschaften wurde Emden auch zu einem der Zentren der Sozialdemokratie (was bis heute anhält). Sehr stark ausgeprägt war auch die Werftenindustrie, hauptsächlich sind hier die Nordseewerke zu nennen, auf die später noch einmal explizit eingegangen wird.

GESTERN:
Im 1. und 2. Weltkrieg wurde Emden als Marinehafen genutzt, aufgrund der Kriege ging aber auch der Handel im Hafen sehr stark zurück. Nach dem 2. Weltkrieg wurde Emden als Handelshafen in seiner bisherigen Funktion als Hafen des Ruhrgebiets zunehmend unwichtiger, da der Ems- Dortmund-Kanal und auch der Emder Hafen aufgrund zu kleiner Schleusen für Tiefseeschiffe zunehmend ungeeignet war. Die letzte Importladung Eisenerz für das Ruhrgebiet wurde im Jahr 1986 entladen. Während des Kalten Krieges wurde Emden aber auch von den USA und Großbritannien als Militärhafen genutzt. Emden war sogar so wichtig, dass es zusammen mit Bonn, Hamburg und München eines der ersten Ziele eines nuklearen Schlags gewesen wäre. Allerdings ist am Emder Hafen seit 1964 ein anderer Wirtschaftszweig stark ausgeprägt: die Automobilindustrie.
Das VW-Werk Emden wurde 1964 gebaut, da VW einen See- und Hafennahen Standort suchte. Seit dem ist VW einer der größten Arbeitgeber der Region.

HEUTE:
Auch heutzutage spielt der Hafen eine große Rolle für Emden und seine Wirtschaft. Der Betreiber ist die Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG. Den Hafen kann man in einen tideoffenen Außenhafen und einen tideunabhängigen Binnenhafen unterteilen, wobei man diese noch in 15 Bereiche einteilen kann. Er liegt in der Nähe der Emsmündung und ist der westlichste Seehafen Deutschlands. Außerdem ist er aufgrund des VW-Werks der drittgrößte Hafen im Umschlag von Fahrzeugen in Europa und hatte insgesamt 2019 einen Umschlag von ca. 6 Millionen Tonnen. Dazu
werden auch viele Forstprodukte und Komponenten für die Windkraft verschifft. Der Emder Hafen hat sich zu einem Basishafen für Windenergie entwickelt, jedoch ist der Umschlag dieses Bereiches von 2018 auf 2019 zurückgegangen. Zusätzlich zur exportwirtschaftlichen Nutzung des Hafens wird der Hafen auch als Fähnanleger genutzt, so legt hier unter z.B. der Fähranleger, von welchem man Borkum erreichen kann, an und ab. Diese Fähre ist eine der ersten Fähre in Deutschland, die auf LNG umgerüstet wurde. Zum Hafen gehört auch die Große Seeschleuse, die durch die
Nesserlander Schleuse ergänzt wird. Bereiche wie der Eisenbahndock, die nicht mehr genutzt werden, dient jetzt z.B. zur Erschließung von neuem Wohnraum. Für Touristen gibt es eine Hafenrundfahrt. Diese beginnt am Ende des Ratsdelfts geht quer durch den gesamten Hafenbereich, sodass man sich einen guten Eindruck der Göße des Hafens machen kann. Am Ratsdelft gibt es auch weitere Attraktionen wie den Seenotrettungskreuzer und das Feuerschiff. Ab
und zu gibt es dort auch Events wie z.B. Drachenbootrennen. Ein weiteres beliebtes Ausflugsziel war das Westmolenfeuer, welches mittlerweile nicht mehr zugänglich ist.

DIE NORDSEEWERKE:
Wenn man über die Autobahn nach Emden fährt, wird man den großen, orangenen Bockkran entdecken, auf dem in großer blauer Schrift „Nordseewerke“ steht. Dies ist ein Wahrzeichen von Emden und hinter ihm steht Geschichte, die für Emden in den letzten 75 Jahren von großer Bedeutung war.
Die Nordseewerke waren seit jeher einer der größten Arbeitgeber in Emden und ein wirtschaftlicher Anker in Ostfriesland. Nach dem zweiten Weltkrieg sank erstmal die Arbeiter Zahl auf 900, weil die Alliierten den Schiffsneubau verboten. Allerdings wurde die Regelung 1949 gelockert und die Nordseewerke durfte Schiffsdampfer herstellen, die in ihrer Bauart neu waren. Im Jahr 1952 wechselte der Besitzer und in der Folge kam es zu einem großaufgezogenen
Ausbauprogramm der Emder Nordseewerke. Die Mitarbeiterzahl erhöhte sich auf 4000, das Gelände wurde durch Trockendocks erweitert. Die letzten Kriegsschäden wurden beseitigt und der Umsatz steigerte sich auf 100 Millionen DM. 1957 wurde die Werft wieder verkauft und stellte wieder weitere Schiffstypen her, die auch international verkauft wurden. Durch die steigende Nutzung des Emder Hafens konnten die Nordseewerke mehr Schiffsreparaturen anbieten und der Umsatz steigerte sich weiter. Durch den neuen Besitzer kam eine 3 Jährige Sanierung zustande,
welche Mitte der 1960er abgeschlossen wurde. Im Zuge dieser Sanierungsarbeiten wurde unser Emder Wahrzeichen, der Bockkran, hinzugefügt welcher bis heute das Stadtbild prägt. In dieser Zeit waren die Nordseewerke mit 25.000 Menschen, die in direkter Abhängigkeit zu den Nordseewerken standen, größter Arbeitgeber in Ostfriesland.
In den 70er Jahren übernahm die Thyssen AG die Werft, musste aber mit massiven Problemen kämpfen. Die 70er waren durch die Stahl und Werftenkrise geprägt, wodurch sich die Anzahl der Beschäftigten deutlich reduzierte. Die Docks waren bei weitem nicht ausgelastet, aber es wurden vermehrt Marineschiffe gebaut, was den Schaden zumindest etwas linderte. In den 80er und 90er kam der Bau von norwegischen, israelischen und argentinischen U-Booten hinzu. Dies hielt bis in die 2000er Jahre an. Außerdem wurden in Emden bis 2010 über Marine-Überwasserschiffe konstruiert, im Jahr 2010 endete aber der Bau von Schiffen in den Nordseewerken mit dem Verkauf an SIAG.
Um das Jahr 2010 erlebte die Offshore Windbranche einen großen Aufschwung, was auch den Nordseewerken zu Gute kam. Hier konnten nämlich sogenannte Tripods für die Windindustrie gebaut werden. Dies hielt nur bis 2013 an, da die Nordseewerke von der Weltwirtschaftskrise hart getroffen wurden. Geprägt wurde diese Phase auch durch intransparente Kommunikation seitens des Landes Niedersachsen und der Geschäftsführung mit den Mitarbeitern. Daraufhin reichte die Geschäftsführung der Nordseewerke einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Aurich ein.
Auf dem Gelände des einstmals riesigen Betriebs arbeiten heutzutage nur noch ungefähr 400
Mitarbeiter verschiedener Firmen und führt hauptsächlich Reparaturen durch.

Damals und Gestern von Ole Lambracht
Heute von Eiko Janßen
Die Nordseewerke von Felix Bardenhagen